Im September letzten Jahres begann ich mein Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) auf einem Gestüt in Mecklenburg-Vorpommern. Nach zwei Wochen der Unzufriedenheit wechselte ich meine Einsatzstelle und landete als eigentlicher Großpferdereiter auf dem Islandpferdehof von der Waydbrink in Viersdorf.
Schon am ersten Arbeitstag merkte ich, dass die Pferde hier zwar eine Nummer kleiner sind, dafür aber der gegenseitige Respekt, die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft hier groß geschrieben werden. Anders als ich von vielen Großpferdehöfen gewohnt war, wurde ich in ein Team aufgenommen, welches eher einer großen Familie gleicht, zu der ich mich schnell zugehörig fühlte.
Bei meinen ersten Arbeiten auf dem Hof wurde ich von Josephine von der Waydbrink begleitet und angeleitet. Hauptaufgabe meinerseits war die Versorgung der Pferde auf den umliegenden Koppeln mit Wasser und die Überprüfung des Gesundheitsstatus der Tiere. Als der Winter einbrach wurden die Islandpferde in Laufstallungen und Ausläufen mit Unterstellmöglichkeiten untergebracht. Seitdem verläuft die Versorgung mit Wasser, Futter und der gesundheitlichen Kontrollen direkt am Hof und ist weiterhin Teil meiner Zuständigkeit.
Daneben durfte ich von Beginn an bei der Ausbildung der Jungpferde teilnehmen und mithelfen. Die jungen Stuten, Wallache und Hengste befanden sich auf verschiedenen Ausbildungsstufen. Schnell wurde ich mit dem Konzept, welches aus einer Art liebevoller Konsequenz besteht, vertraut gemacht und durch den täglichen Umgang longiere und bereite ich einige Jungpferde heute selbständig.
Weiterhin standen mir für meine persönliche reiterliche Entwicklung gut ausgebildete Gangpferde zur Verfügung. In kostenlosen Reitstunden unter der Anleitung von Josephine wurde aus der Großpferdereiterin eine Gangpferdereiterin. Natürlich gibt es auch Tage an denen ich in alte Muster der Großpferdereiterei zurück rutsche, diese stellen aber eher die Seltenheit dar. Trotzdem sollte man die Schwierigkeit die temperamentvollen Islandpferde zu reiten nicht unterschätzen. Ich kann aus meiner Erfahrung, die ich im letzten halben Jahr gesammelt habe, nur berichten, dass man bereit sein muss sich auf etwas Neues einzulassen und in der Lage sein sollte Verbesserungsvorschläge anzunehmen. Dann steht einer tollen Zeit mit viel Reiterei nichts im Wege 😉
Neben der Arbeit auf und um den Hof blieb aber immer Zeit für ein wenig Spaß. So hingen wir im Winter zum Füttern einfach einen Schlitten an den Trecker, führten Schneeballschlachten oder ritten, wenn es die Witterung zu ließ, gemütlich ins Gelände. So lässt es sich auch in der kalten Jahreszeit unter freiem Himmel gut arbeiten.
Eine der größten Besonderheiten auf dem Hof möchte ich an dieser Stelle benennen. Jeden Tag um 12 Uhr versammelt sich das ganze Team zum gemeinsamen Mittagessen, welches selbst zubereitet wird, in den meisten Fällen von der hofeigenen Pferdewirtin Marina, und zudem eigentlich jeder, der gerade auf dem Hof ist eingeladen wird. Neben dem guten Essen und anschließendem Kaffe- und Keksgenuss werden anregende Gespräche rund ums Pferd, den Hof und anderen wichtigen Dingen geführt. In dieser angenehmen ruhigen Atmosphäre hat man als Praktikant auch immer die Möglichkeit Probleme oder Sorgen anzusprechen und ist somit im ständigen Kontakt mit seinen Betreuern.
Insgesamt betrachtet bin ich sehr glücklich auf dem Islandpferdehof der Familie von der Waydbrink und kann jedem Pferdeinteressierten diesen nur wärmstens empfehlen. Solltet ihr Interesse an einem FÖJ auf dem Islandpferdehof haben, dann scheut euch auch als Großpferdereiter nicht den Weg zu wagen. In meinen Augen ist es wichtiger, egal ob Island- oder Großpferdereiter, dass ihr euch bemüht Sachen umzusetzen, arbeitswillig seid und gute Anziehsachen für schlechtes Wetter besitzt, denn die meiste Zeit des Tages arbeitet ihr draußen. Habt ihr das Alles kann eurer Jahr auf dem Hof mit folgendem Satz beschrieben werden: Mein Leben ist ein Ponyhof!