Julia Haase – 2012 bis 2013

Als ich im vergangenen Frühjahr zum ersten Mal im Internet durch Zufall auf den Islandpferdehof der Familie Von der Waydbrink aufmerksam wurde, war ich zunächst erstaunt, dass sich ein Betrieb mit 150 Isis in der Nähe Rostocks befindet. Schnell war meine Neugier geweckt.

Als langjähriger Islandpferdefan musste ich mir diesen Hof schnellstmöglich anschauen. Bereits nach meinem ersten Besuch war die Begeisterung groß. Zum einen gefielen mir die weitläufige Anlage sowie die natürliche Haltung der Pferde, zum anderen war auch die Betreuung von Reiter und Pferd durch die Familie Von der Waydbrink optimal. So dauerte es auch nicht lange bis ich schließlich MEIN Islandpferd entdecken sollte. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick und von diesem Zeitpunkt an wusste ich: „Die oder Keine!“ Und obwohl ich mit meiner Stute reiterlich wirklich gut harmonierte, wollte es nach einiger Zeit mit dem Tölt einfach nicht mehr funktionieren. Da ich auf diesem Gebiet bislang nur wenig Erfahrung gesammelt hatte, war ich überaus froh, dass sich mir im Folgenden die Gelegenheit bot, ein Praktikum auf dem Hof zu absolvieren.

Für drei Monate bezog ich eine kleine Wohnung direkt auf dem Hof. Vom ersten Arbeitstag an galt das Motto: Mittendrin statt nur dabei. Zunächst bestand meine Hauptaufgabe darin, morgens und abends für die Gesundheitskontrollen der verschiedenen Herden zu sorgen und/ oder diese bei Bedarf mit Wasser bzw. Futter zu versorgen. Während der ersten Tage fand diese alltägliche Rundfahrt noch in Begleitung statt. So lernte ich die unterschiedlichen Herden schnell kennen und wurde vor allem für die Eigenarten einzelner Pferde sensibilisiert. In den Wintermonaten verwandelte sich diese Rundfahrt jedoch in einen täglichen Rundgang, da alle Herden nun nah am Hof gehalten wurden.

Außerdem erhielt ich nicht nur Einblick in die Ausbildung von Jungpferden, sondern hatte im Verlauf des Praktikums sogar die Möglichkeit, selbst eines zu reiten. Zumeist bestanden wir hierbei aus einem drei- oder mindestens zweiköpfigen erfahrenen Team, sodass jeder wechselnde Aufgaben übernehmen konnte, entsprechend seinen (reiterlichen) Fähigkeiten. Auf diese Weise kam ich in Kontakt mit vielen Jungpferden unterschiedlichen Charakters und Alters, in ihren jeweiligen Ausbildungsstufen. Insbesondere bei der Bodenarbeit lernte ich durch das direkte Feedback des Pferdes einiges über meine Körpersprache.

Typisch für den Hof ist auch die familiäre Atmosphäre. Vor allem das gemeinsame und zumeist überaus leckere Mittagessen bildete einen wichtigen Bestandteil des Tages. In gemütlich großer Runde wurden alle Neuigkeiten ausgetauscht und der weitere Tagesablauf geplant. Neben der alltäglichen Arbeit  gab es aber stets genug Zeit, um auch das eigene Pferd zu reiten oder um Unterricht zu nehmen, welcher ebenfalls ein fester Bestandteil des Praktikums war.

Rückblickend  gesehen, war das Praktikum auf dem Islandpferdehof der Familie Von der Waydbrink einfach eine tolle Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte. Als besonders positiv empfand ich, dass man trotz zum Teil recht verantwortungsvoller Aufgaben, immer einen hilfsbereiten Ansprechpartner auf dem Hof fand, der bei Fragen oder Problemen weiterhalf. Zudem machte es mir die herzliche und offene Art der Familie sehr leicht, mich in ihrer Mitte wohl zu fühlen. Zusätzlich erfuhr ich viel Wissenswertes über die artgerechte Haltung von Isländern sowie deren Fütterung und Gesunderhaltung. Darüberhinaus verbesserten sich nicht nur meine reiterlichen Fähigkeiten, sondern der gesamte Umgang mit dem Pferd wurde geschult. Neu Erlerntes konnte ich sofort bei meinem eigenen Pferd anwenden, wodurch ich noch enger mit meiner Stute zusammenwuchs. Beeindruckt war ich oftmals von der Philosophie des Hofes, da auf jedes Tier individuell eingegangen wurde, unabhängig davon, ob es sich um Schul-, Jung- oder Privatpferde handelte. Im Vordergrund stand stets der respektvolle Umgang mit dem Tier.